FFF Magazin
Das Programm, das sich an Autoren und Produzenten richtet, ging 2001 an den Start – zunächst als eQuinoxe Germany, später unter der Bezeichnung eQuinoxe Europe.
Der Name ist Programm: unterstützt werden internationale Filmemacher mit Schwerpunkt Europa. Der Initiatorin geht es vor allem um die Konkurrenzfähigkeit europäischer Drehbücher und die kulturelle Identität von Stoffen. Ellen Winn Wendl, selbst Produzentin (Before Sunrise), erläutert den Ansatz: „Wir unterstützen die Entwicklungsarbeit eines Projekts und investieren viel Energie und Expertise in den Auswahlprozess.“ Der sei anspruchsvoll – das spare wiederum anderen Zeit und Geld. „Auch hervorragende Autoren sind manchmal mit einem Projekt nicht so gut, wie sie sein könnten,“ meint sie. „Das Buch hat seine Stimme verloren. Wir konzentrieren uns auf Autoren und Geschichten, die etwas zu sagen, die Substanz haben.“ Das eQuinoxe Europe Programm hat Werkstattcharakter. „Wir sind die, die im Hintergrund arbeiten und alle Energie in die Qualität stecken. Auch bekannte Autoren erleben, dass sie ihr Potenzial nicht voll ausschöpfen. Wir greifen ein, wenn es irgendwo klemmt und bringen den kreativen Prozess wieder zum Laufen.“
Ziel ist es, die ausgewählten Projekte zur Produktionsreife zu bringen. Das geschieht in ein- bis zweimal jährlich stattfindenden Workshops mit der Hilfe internationaler Experten „Es ist kein Programm für den Nachwuchs,“ betont die Geschäftsführerin, „sondern für Profis, für die, die schon Steuern zahlen.“ Anfänger könnten die umfangreichen Informationen, die sie bei den Arbeitstreffen erhalten, oft gar nicht verarbeiten. Außerdem gebe es bereis zahlreiche Programme zur Nachwuchsförderung. Die eQuinoxe-Teilnehmer müssen bereits mindestens einen Spiel- oder Dokumentarfilm in Spielfilmlänge vorweisen können und über Erfahrung verfügen im Austausch mit Produzenten, Redakteuren, Regisseuren.
Die script advisors geben wertvolle Hinweise, die Autoren reflektieren und diskutieren ihre Arbeit. „Der Input ermöglicht es ihnen, den kreativen Prozess auf einem anderen Niveau weiterzuführen,“ so Winn Wendl. „Oft gibt es einfach Blockaden, die sich in den Workshops auflösen lassen. Die Autoren gehen mit neuen Ideen nach Hause und schreiben ihr Buch noch einmal um.“ Diese Verpflichtung zu einem Rewrite ist einer der Kernpunkte des Programms. Die neue Fassung wird wiederum gelesen und besprochen, und oft geht diese überarbeitete Drehbuchfassung dann in die Finanzierung oder Produktion. Verpflichtend ist auch, dass eine Produzent*in am Workshop teilnimmt. „Unser Ziel ist es, dass wir am Ende beide, Autor und Produzent*in, mit der gleichen Vision nach Hause schicken,“ erläutert Winn Wendl. Seitdem man die Produzenten einbeziehe, habe sich die Produktionsrate erhöht. Auch könne man ein zweites Mal mit dem gleichen Projekt einreichen. Die Besten hätten das getan, meint die Geschäftsführerin. „Profis wissen, wie sie Chancen nutzen können.“
»Oft gibt es einfach Blockaden, die sich in den Workshops auflösen lassen.
Die Autoren gehen mit neuen Ideen nach Hause und schreiben ihr Buch noch einmal um.«
Für den Erfolg des Konzepts sprechen zahlreiche Preise wie jüngst der Independent Spirit Award für Quo Vadis, Aida, der für Bosnien 2021 auch im Oscar-Rennen war. Jasmila Zbanic hatte 2017 am Workshop teilgenommen und intensiv am Drehbuch gearbeitet. Daraus entstand ihre erfolgreiche 9-Länder-Koproduktion. Auch Schwesterlein, von der Schweiz ins Oscar-Rennen geschickt, ging aus dem gleichen Workshop 2017 in Norwegen hervor. Zwei Projekte aus einem Workshop, beide von Frauen, das sei ein schönes Signal zum 20-jährigen Jubiläum, freut sich Winn Wendl. Und die aktuellen Projekte von früheren Alumni, wie John Quester und Julia von Heinz (Und morgen die ganze Welt), hätten ebenfalls ihren Weg gemacht.
Bislang wurden Projekte aus 28 Ländern betreut. Aus den mehr als 1400 Einreichungen gingen ca. 80 Produktionen hervor, darunter zahlreiche Preisträger-Filme wie 3 Tage in Quiberon oder die bayerisch/europäische Koproduktionen Die Wand (Deutschland/Österreich), ein Film, der Winn Wendl besonders am Herzen liegt. Zu den weiteren Projekten, die mit FFF-Förderung produziert wurden oder werden, zählen Das schweigende Klassenzimmer sowie German Krals Adiós Buenos Aires (derzeit in Post Produktion, Produzenten sind German Kral, Dieter Horres und Nils Dünker, in Koproduktion mit Argentina).
Zwei Projekte sind aktuell mit den bayerischen Produzenten Fritjof Hohagen, Enigma Film, und Miriam Düssel, Akzente Film, platziert. In Bayern in Entwicklung ist außerdem ein Film mit Autorin/Regisseurin Stefanie Sycholt (Produzent Thomas Wöbke /BerghausWöbke Filmproduktion). „Wir haben hervorragende Autoren und Storys in einer fortgeschrittenen Entwicklungsphase, unsere Back List kann sich sehen lassen,“ meint Winn Wendl. „Wir arbeiten daran, Alumni-Projekte mit Produzenten/Koproduzenten gezielt zusammenzubringen.“
235 Autoren nahmen mit ihren Produzenten bisher an den Workshops teil. Die Produktions-rate von eQuinoxe-Europe-Projekten liegt bei 44 Prozent (ermittelt zwischen 2001 und 2018). Als „European Talent Filter“ wurde ihr Programm schon bezeichnet. Das empfindet die Leiterin „als schönes Kompliment“. Und würde gern auch weitere Content-Suchende wie Streaminganbieter ermuntern, auf die eQuinoxe-Expertise zurückzugreifen.
Unterstützung aus Bayern für das erfolgreiche Konzept kam auch vom Bayerischen Staatsministerium für Digitales in 2019 und 2020, davor in verschiedenen Jahren von der bayerischen Staatskanzlei, ebenso von MEDIA. Ohne diesen Support und den der Sponsoren, betont Winn Wendl, wäre es nicht möglich gewesen, die Workshops abzuhalten und die Autoren und Produzenten zu fördern.
In diesem Jahr soll der 26. Screenwriters Workshop stattfinden, auch dieser mit FFF-Förderung. Winn Wendl hofft, dass er wieder live stattfinden kann, nachdem der letzte, 2020 in Murnau geplante, pandemiebedingt nur eine Online-Ausgabe war.
eQuinoxe ist in München angesiedelt, circa 50 Prozent der Workshops wurden in verschiedenen bayerischen Orten abgehalten. Winn Wendl: „Ich bin sehr gerne in Bayern. München hat eine tolle Infrastruktur für die Filmwirtschaft. Für die europäischen Produzenten ist es ein guter Ort. Bayern hat nicht nur den FFF als starken Partner, sondern verfügt auch mit Firmen wie Bavaria Studios, ARRI u.v.a.m. über sehr erfahrene Co-produzenten als Partner.“
https://www.fff-bayern.de/fff-bayern/publikationen/film-news-bayern.html
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